Das bedeutet natürlich nicht, dass “meine” Hufe krumm und schief sind. Im Gegenteil: den Huf in Balance zu bringen, ist ein elementarer Teil meiner Arbeit. Dabei schaue ich mir vor allem an, welchen Kräften der Huf ausgesetzt ist, denn der Boden wirkt sich fortwährend auf den Huf aus: in Form von Abrieb und Gegendruck. Am Huf und Gangbild des Pferdes kann ich viele Informationen zum Druck und Abrieb ablesen und sehen, wo diese ungünstig wirken und wo mehr davon von Vorteil wäre. Mit diesen Informationen wird dann der Huf entsprechend bearbeitet.
Es geht dabei explizit nicht darum, den Huf möglichst symmetrisch zu bearbeiten. Kaum ein Pferd läuft sich seinen Huf komplett gleichmäßig ab. Ein Huf, der direkt nach der Bearbeitung exakt symmetrisch ist, wird sich durch den ungleichen Abrieb die Hufe also ungleicher laufen. Die Bearbeitung zielt daher im Gegenteil darauf ab, einzelne Hufbereiche so zu bearbeiten, dass Ungleichheiten möglichst langanhaltend ausgeglichen werden.
Im Idealfall läuft das Pferd sich dann in den kommenden Tagen und Wochen den Huf nach und nach selbst besser in Form, weil der Abrieb der Hufsituation nun zu Gute kommt. Das ist sehr nachhaltig und gelenkschonend, da die Veränderung der Stellung nicht in einem Mal, sondern nach und nach passiert. Durch eine Beeinflussung der Hufe über den Bearbeitungstag hinaus, verbessern sie sich auch nach dem Termin noch weiter. Sie halten länger und besser ihre Form. Dadurch muss ich beim nächsten Termin nicht wieder der verlorenen Form “hinterher arbeiten”, sondern der Optimierungsprozess kann weiter fortschreiten. Das Ziel ist ein Huf, der ohne Zutun von außen immer länger und besser seine Form behält und dem Pferd gleichzeitig einen maximalen Laufkomfort ermöglicht.