You are currently viewing Was Blinken mit Clickertraining zu tun hat

Vor Kurzem saß ich neben meiner Schwester auf dem Sofa, während sie für die Fahrschule lernte. Sie musste unter anderem verschiedene Verkehrssituationen in animierten Videos einschätzen. In einem dieser Videos war ein Überholvorgang zu sehen.  Meine Schwester beantwortet diese Frage falsch.

Warum?

Sie hatte nicht erkannt, dass ein Auto zum Überholen ansetzte. Es gab tatsächlich nur einen kleinen Hinweis darauf. Da ich viele Kilometer auf der Autobahn verbringe, ist er mir sofort ins Auge gestochen. Ein PKW auf der rechten Spur driftete minimal nach links, man musste davon ausgehen, dass er im nächsten Moment auf die linke Spur wechseln würde. Die empörte Reaktion meiner Schwester: „Aber der hat doch gar nicht geblinkt.“

Ich bin bereits darauf eingestellt, dass nicht zwangsläufig geblinkt wird. Dementsprechend halte ich nach anderen Signalen Ausschau, die einen Spurwechsel ankündigen. Denn diese wichtige Information möchte ich so zeitnah wie möglich bekommen.

Was hat das nun mit Clickertraining zu tun?

Wenn du dich mit dem Thema bereits ein bisschen befasst hast, hast du bestimmt schon einmal gehört, dass du „erst clicken, dann füttern“ sollst. Aber warum ist das eigentlich so wichtig? Um das zu beantworten, müssen wir uns fragen, warum wir den Clicker eigentlich überhaupt nutzen. Wir könnten dem Pferd das Futter ja auch einfach so geben. Es gibt mehrere gute Gründe dafür, aber einen davon schauen wir uns mal etwas genauer an:

Der Clicker fungiert nämlich als Ankündigung für das Futter. So wie der Blinker anderen Autofahrer:innen ankündigt, dass ein Spurwechsel bevorsteht, so kündigt der Clicker dem Pferd eine Futterübergabe an. Und das hat einen großen Vorteil:

Wann mit Futter zu rechnen ist, ist für das Pferd eine sehr wichtige Information. Deshalb hält es ebenfalls unentwegt Ausschau nach entsprechenden Hinweisen. Wenn wir ohne Marker (Clicker, Zungenclick, Lobwort) trainieren, dann kündigt eine Körperbewegung das Futter an. Um füttern zu können, bewegen wir mindestens Arm und Hand. In Zukunft wird das Pferd also vor allem unsere Arme sehr gut im Blick behalten. Jede Armbewegung könnte ja die erhoffte Information sein und wird daher sicherheitshalber kontrolliert. Unsere Arme und Hände werden für unser Pferd noch interessanter und relevanter, als sie ohnehin schon sind.

Pferd schnappt nach der Hand des Menschen

Das führt dazu, dass unser Pferd auf jede Armbewegung reagiert. Viele Pferde können toll stillhalten, solange auch der Mensch unbeweglich ist. Sobald der Mensch aber auch nur zuckt oder die Hand bewegt, fangen sie an zu zappeln, schnappen oder gehen mit dem Maul an die Hand. Dabei wollte der Mensch doch nur den Strick greifen, ein Haar aus dem Gesicht streichen oder ein Signal geben. Wenn dabei sofort ein Pferdemaul an der Hand klebt, womöglich mit Zähnen, ist das sehr unangenehm. Und auch für das Pferd ist diese ständige Wachsamkeit natürlich stressig. Durch die starke Fixierung auf menschliche Bewegungen entsteht eine erhöhte Anspannung.

An der Stelle soll noch gesagt sein, dass unser Pferd natürlich grundsätzlich lernen sollten, sich das Futter nicht abzuholen, sondern höflich darauf zu warten. Egal, ob wir einen Marker nutzen oder nicht.  Allerdings ist die Problematik ohne Nutzung eines Markers verstärkt. Denn es macht vor allem im Alltag einen großen Unterschied, ob unser Pferd „nur“ nach einem Click nach Futter „geiert“ oder bei jeder Handbewegung.

Die gleiche Problematik besteht übrigens, wenn zwar ein Marker eingesetzt wird, die Feinabstimmung aber nicht stimmt. Das kann zum Beispiel sein, dass wir vor dem Click immer unbewusst mit der Schulter zucken oder das Click und Futterübergabe gleichzeitig passieren.
Das Phänomen kennst du bestimmt auch von der Autobahn: Das Auto hat schon zur Hälfte die Spur gewechselt, da wird dann noch mal geblinkt. Ich denke mir dann immer: „Danke, aber diese Info war jetzt überflüssig.“
Das Gleiche passiert mit dem Click: Er wird überflüssig. Das Pferd hat seine wertvolle Info bereits erhalten und damit wieder den Fokus auf die menschliche Bewegung.

Deshalb gilt: Erst clicken, dann füttern. Oder noch konkreter: Erst clicken, dann bewegen.

Mein Tipp: Filmt euch doch Mal beim Trainieren und beobachtet, was ihr so tut und auf was euer Pferd wirklich reagiert. Wer Schwierigkeiten mit dem sauberen Ablauf hat, kann diesen auch erst einmal „trocken“ ohne Pferd üben.

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